Thailand Ticker

Unser Besuch in Thailand wird eine wilde Mischung aus Strandurlaub, Touristenflucht und Kulturmarathon. Innerhalb von vier Wochen werden wir das Land von unten bis oben erkunden, zahlreiche Zwischenstopps einlegen und viele nette Menschen treffen. Ein würdiger Auftakt für unsere Reise durch Südostasien.

Landung in BKK (9. September)
Übernachten im Chaydorn Sathorn, nur 5 Min. Fußweg zu Joschis Appartment. Zimmer ohne Fenster, aber bei den Temperaturen ein Plus. Außer Shoppen, Streetfood und Lumpini-Park nichts Aufregendes. Isis Sportschuhe geben langsam den Geist auf, aber weder im MBK, Siam Paragon noch dem Siam Center finden wir adequaten Ersatz, zu einem Preis den wir bezahlten wollen. Einen Abend verbringen wir im 4D-Kino des Siam Discovery Centers und schauen Lucy mit Scarlett Johannson. Klasse Film, aber 4D-Kino ist fürn Arsch. Wackelnde Sitze, ein paar Stroboblitze und Wasserdampf aus sichtbaren Düsen im Vordersitz. Ich bin doch kein Bonsai! Nach langer Zeit stoppen wir auch mal wieder für das goldene M. Den gibt es in Afrika nicht so häufig. Dafür steht dort an jeder Ecke ein Fressimbiss von Harland Sanders (die mit dem roten K).

Bang Saphan Yai (Mitte September)
Wir sind jetzt reif für eine Insel. Da uns auf den meisten Inseln zu viele Touristen rumspringen, folgen wir der Lonley Planet Fußnote -Strandreise in die Vergangenheit- und landen nach 5 stündiger Zugfahrt in Bang Saphan Yai. Hier ist wirklich nix los. Eine handvoll einsame Bungalowanlagen und zwei Bars buhlen um die wenigen Gäste. Wir starren ein paar Tage aufs Meer und in den Regenvorhang, der unseren Bungalow umhüllt. Mit dem Erwerb von zwei sehr leckeren Wassermelonenshakes verdienen wir uns den WLAN-Zugang des benachbarten Cafes, das leidlich bis an die Stufen unseres Bugalows reicht.  Die weitere Recherche bringt uns nach Ko Tao, dem Taucherparadis Thailands. Besonders vermissen werden wir später das unschlagbar günstige Essen in Bang Saphan. Das Pad Thai kostet hier nur 40 Baht (1 Euro) und erstklassiges Thai-Curry nur ein paar Cent mehr.

Mord und Schnorcheln in Ko Tao (Ende September)
Mit Minibus, Bus und Fähre gelangen wir nach Ko Tao. Der Bus ist besonders komfortabel.  Bei jeder Kurve schwappen riesige Wellen Regenwasser aus den Schirmen der Deckenlampen. Wir haben Glück und sitzen nicht direkt darunter. So macht es Freude andere Touristen zu beobachten, die regelmäßig mit einem Regenschauer im Bus rechnen und deswegen die Sitzplätze wechseln. In Ko Tao haben wir uns in Laufweite zum Pier eingemietet. Diesmal mit ein bisschen Komfort (AC + saubere Bettwäsche und Handtücher). Da wir beide keine Rollerfahrer sind, beschränkt sich unsere Welt für ein paar Tage auf den Touristenstrich. Der Strand ist schön, das Wetter gut und das Bier kalt.

Ein wenig überrascht sind wir von der offensichtlichen Präsenz der Polizei. Mit so viel Sicherheit haben wir hier garnicht gerechnet. Wie wir später erfahren, wurde während unseres Aufenthalts ein Touristenpärchen auf Ko Tao ermordet, nur wenige hundert Meter Luftlinie von unserem Hotel. So bedrohlich das in den Medien klingen mag, fühlt es sich für uns aber nicht an. Wir verlängern sogar noch ein paar Nächte, umrunden die Insel, schnorcheln ein bisschen (lohnt nicht für Südsseetaucher) und genießen die Aussicht auf das Meer. Doch die Masse der Muskelshirtmännchen, Späthippies und verbrannten Mädels mit wahlweise Leder- oder sich abschälender Haut motiviert uns bald zur Weiterreise. Wir wollen schnell wieder raus aus dem Massentourismus. Damit scheiden viele Orte aus, die man zu Hause von Thailand kennt. Also geht es nicht nach Ko Samui, Phuket oder Krabi sondern nach Koh Lanta. Wie? Nie gehört? Koh Lanta ist die kleine, etwas hässlichere Schwester von Koh Pi Pi und liegt ein paar Kilometer südlich in der Andamanensee.

Koh Lanta und das System der Touristenverschickung (21. bis 24. September)
Mit der Fähre verlassen wir Ko Tao und erreichen über Ko Pangan und Ko Samui Surat Thani auf dem thailändischen Festland. Da wir uns mit Koh Lanta eine Insel ausgesucht haben, die nicht im Golf von Thailand liegt, fahren wir quer durch Südthailand. Mit dem Bus geht es erst von Surat Thani nach Krabi, dort steigen wir in einen Minibus, der mit der lokalen Fähre übersetzt und uns bis zu unserem Bungalow bringt. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Die Thailänder haben den Massentourismus perfektioniert. Am Startpunkt bekommt der ahnungslose Tourist einen Aufkleber mit seinem Zielort an die Brust geheftet, ähnlich wie ein Paket bei der Post. Wer beim Umsteigen etwas hilflos guckt, wird vom nächstbesten Thai aufgrund der deutlich lesbaren Zielbestimmung einfach in das richtige Verkehrsmittel gesteckt. Zwar weiß man zum Beginn der Reise nie hundertprozentig mit wie vielen unterschiedlichen Verkehrsmitteln die Reise bewältigt wird, aber wir sind bisher immer angekommen.

Auf Koh Lanta ist aktuell noch Nebensaison und nur jedes zweite Hotel und  Restaurant geöffnet. Die Touristenströme, die uns nach einigen Tagen in Ko Tao zur Weiterreise bewegt haben, fehlen hier. Erstklassig. Unser Bungalow ist top und unser Hotelmanager Shadi (vom Pada Hotel) noch besser. Dank einem Deal mit dem Nachbarhotel können wir dort den Pool mitbenutzen. Da zur Zeit niemand in diesem Hotel wohnt, haben wir den Pool zwei Tage komplett für uns. Nach dem ersten Pooltag bin ich fast chlorblind zurück zu unserem Bungalow gestiefelt. Hier holen wir uns den ersten nennenswerten Sonnenbrand. Trotz einiger Monate Aufenthalt rund um den Äquator sind wir immer noch anfällig.

Nach Bang Saphan Yai, Ko Tao und Koh Lanta sind wir bereit für eine ordentliche Dosis Kultur. Davon hat Thailand reichlich und wir planen eine Überdosis davon mitzunehmen. Ironischerweise wissen wir das schon, bevor wir unsere nächsten Ziele erreichen. In den nächsten Wochen geht es in die ehemaligen Königreiche Ayutthaya und Sukhothai, dann nach Chiang Mai und gleich hinter der kambodschanischen Grenze erwartet uns Angkor Wat.

Umpacken und Einlagern in BKK (25.-27. September)
Bangkok ist verkehrstechnisch das Frankfurt Thailands: Ein Drehkreuz, das Reisende praktisch in alle Ecken des Landes befördern kann. Da unser erstes Königreich nur wenige Kilometer nördlich von BKK liegt, machen wir in Thailands Hauptstadt wieder einen Zwischenstopp. Diesmal lassen wir etwa 50 Prozent unseres Gepäcks in Joschis Wohnung, denn Wanderschuhe und eine Multifunktionsjacke werden wir in den nächsten Wochen nicht brauchen. Die Fahrt nach BKK gestaltet sich allerdings etwas anstrengend. Nicht weil wir uns dafür geistig besonders bemühen müssten. Wie beschrieben funktioniert die Touristenverschickung hier tadellos. Wir haben uns jedoch für die günstigste, aber unkomfortabelste Reisekombination Minibus + Bus entschieden. Wir starten in Koh Lanta morgens um 11 Uhr. Statt wie erhofft am selben Abend gegen 21 Uhr BKK zu erreichen, kommt unser Bus erst am nächsten Morgen um 6 Uhr an.

Ziemlich platt von einer Nacht mit wenig Schlaf versucht uns der erstbeste Taxifahrer dort gleich zu melken.  Er will 600 Baht für die Strecke zum Hotel. Zu blöd, dass wir die Strecke vorher schon dreimal für etwa 60 Baht gefahren sind. Während er sich vermeidlich leichteren Opfern zuwendet, verschwinden wir mit dem nächsten Taxi. Praktisch das wir unser Hotel schon für die vorangegangene Nacht gebucht hatten. Die Nacht haben wir zwar im Bus verbracht, aber dafür können wir sofort einchecken und ins Bett fallen. Nachmittags fahren wir nur kurz zum Bahnhof um uns die Zugtickets für die Reise nach Ayutthaya zu holen. Abends finden wir beim Durchzappen der 2 Millionen thailändischen Sender die finale Doppelfolge von HIMYM. Was ein Zufall, denn das Ende kennen wir beide noch nicht.

Bahnfahren mit Service
Die Bahn in Thailand ist das beste Verkehrsmittel, um längere Strecken zu bewältigen (dicht gefolgt von Billig-Airlines). Die Komunikation beim Ticketkauf ist unkompliziert und die Züge fahren (am Startbahnhof) meistens sehr pünktlich ab. Zusätzlich ist es sicherer als Busfahren und meist auch noch günstiger. An Bangkoks Hauptbahnhof (Hualamphon) werden die ausländisch wirkenden Gäste gleich am Eingang nach ihrem Ziel gefragt und zum richtigen Schalter geleitet. Der Ticketerwerb dauert nur wenige Sekunden.  Nach Ayutthaya zahlen wir umgerechnet etwa 50 Cent pro Person (in der dritten Klasse). Dort ist die Beinfreiheit selbst für unsere Dimensionen zwar arg eingeschränkt, aber das Reiseerlebniss um so größer.

Königreich Nummer 1: Ayutthaya (27.-28. September)
Zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert entwickelte sich Ayutthaya von einem Stadtstaat zu einem wohlhabenden Reich. Was den westlichen Mächten damals nicht gelang, schafften die Burmanen dann um 1767. Sie verarbeiteten die damals prunkvolle Stadt und deren Tempel zu den Ruinen, die heute zahlreiche Besucher anlocken. Einen Tag erkunden Isi und ich den Stadtkern und die Tempelruinen mit dem Fahrrad. Von vielen Gebäuden stehen nur noch die Grundmauern, doch auch die geben passable Fotomotive ab.

Die Sonne scheint an diesem Tag unerbittlich und der wolkenlose Himmel gönnt uns kaum Schatten. Bestürzt beobachten wir wie zahlreiche Touristen bei dieser Hitze auf Elefanten reiten. Die Mahouts haben die Tiere im Griff, aber ein Gespann kommt Isi so nahe, dass sie vom Fahrrad stürzt. Außer ein paar Kratzern ist zum Glück nichts passiert. Wir mochten diese Form des Tourismus nicht und jetzt noch weniger. Richtig angewidert sind wir, als wir den Elefantenparkplatz erreichen. Dort wird Discomusik gespielt  und die armen Dickhäuter müssen ekstatisch im Takt zucken. So unnatürliches Verhalten haben wir selten bei einem Tier gesehen. Sobald die Musik verstummt, schaukeln die Dickhäuter nur apathisch von links nach rechts. Ihre Ketten sind nur einen halben Meter lang und ihre Augen tot. Ein trauriges Spiel bei dem zahlreiche Touristen klatschen, Bananen verfüttern und Fotos schießen. Wir wenden uns ab.

Die Nacht verbringen wir auf einem Hausboot außerhalb der Stadt. Aus den vorbei ziehenden Lastkänen werden kurz nach Sonnenuntergang Partyboote, die uns im 20 Minuten-Rythmus passieren. Mit Ohrstöpseln ist das zum Glück kein Problem und der Wellengang der vorbei fahrenden Boote schaukelt unser Hausboot so sanft, dass wir schnell einschlafen. Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Bus nach Sukhothai.

Königreich Nummer 2: Sukhothai (28.-30.September)
Sukhothai ist heute eine sehr gewöhnliche Stadt. Im 13. Jahrhundert enstand hier das gleichnamige erste Königreich der Thais. Selbstverständlich stehen in einem Königreich Tempel, Tempel, Tempel und heute eben Ruinen. In Sukothai liegen die baulichen Überreste des  Königreichs mittlerweile in einem malerischen Park. Auch hier ist das Fahrrad das richtige  Verkehrsmittel um die Stätten zu erkunden.

Auf dem Weg zum Tempelgelände treffen wir Lars. Er ist auch seit einigen Monaten auf Reisen und gerade mit einer Reisefreundin durch Indonesien getrampt. Noch im Tuktuk beschließen wir Sukothai gemeinsam zu erkunden. Wieder ist es drückend heiß, aber heute machen wir nicht so viel Strecke wie in Ayutthaya. Denn die Tempelanlage ist kompakter und erstreckt sich nicht über das ganze Stadtareal. Der Tag vergeht schnell, wahrscheinlich auch deshalb, weil wir mehr quatschen als Radfahren. Abends kehren wir in einem einheimischen Lokal ein, dass statt einer Menükarte das Essen wie an einem Marktstand präsentiert. Da hier auch viele Einheimische sitzen, haben wir offensichtlich eine gute Wahl getroffen. Wir lassen uns verschiedene Currys schmecken, die wir untereinader teilen und spenden nebenbei einen gefühlten Liter Blut an die Myriaden an Moskitos, die sich über unsere Beine hermachen. Zum Nachtisch haben wir uns an einem Straßenstandt Reiskuchen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen besorgt.Auch den Abend verbringen wir zusammen und sitzen vor unserem Hostel und schauen eine Doku über das Langzeitreisen, die Lars von einem Kumpel aus Indonesien mitgebracht hat. In der Doku reist ein Ami für 12 Monate durch die Welt, erlebt 26 verschiedene Länder und schlägt sich mit den Dingen rum, die Reisende eben so plagen. Versiffte Zimmer, temporäre Freunde, Verbindungsprobleme wahlweise mit dem WiFi oder dem nächsten Zug, Betrügereien bei Taxen und Tuktuks uvm. Einiges davon haben wir auch schon erlebt. Nur 26 Länder sollen es auf unserer Reisenicht werden!

Am nächsten Morgen geht es für uns in unterschiedliche Richtungen. Lars wird weiter trampen. Isi und ich springen in den Bus nach Chiang Mai.

Chiang Mai (30. September bis Anfang Oktober)
Wenn wir bisher noch auf der Suche nach einem Asiaten waren, der in das Klischee der Hangover-Filme passt, dann sind wir hier fündig geworden. Boyd, der überragende Owner/Manager des ZZ Guesthouse, trägt gerne Shorts und Schürze, redet wie ein Maschinengewehr mit wundervollem Thaiakzent und hat den ganzen Tag Hummeln im Arsch. Gleichzeitig ist er der führsorglichste Gastgeber, den wir auf unserer Reise bisher in einem Guesthouse getroffen haben. Statt geplanter zwei Nächte bleiben wir fünf, denn Boyd und seine Crew umsorgen uns 24/7. Sein Kumpel Zoo fährt mit uns die Sightseeing-Highlights ab, Boyd kocht, organisiert thailändische Barbeques, lässt mit seinen Gästen Laternen in den Himmel steigen fnd fährt mit uns zum Markt. Eines Morgens, mein Selbsterhaltungsrieb war wohl noch nicht wach, sitze ich auf einem Roller ohne Kennzeichen, Boyd sitzt in seiner Schürze hinter mir und wir fahren zum Markt Frühstück kaufen. Das ich noch nie auf einem Roller saß, stört meinen Fahrlehrer nicht im Geringsten. Während ich dauerblinkend durch Chiang Mai fahre, erklärt mir Boyd freudestrahlend wo es die besten Nudeln und das beste Hähnchen zu kaufen gibt.

Den ersten Abend in Chiang Mai erkunden einige Gäste und Boyds Crew das Nachtleben von Chiang Mai. Wir sind zwar ziemlich platt von der Busfahrt und von dem vielen Bier zum Abendessen, aber hier gibt es kein Entkommen. Boyd erklärt uns wo die heißesten Ladyboy-Shows und die billigsten Nutten zu finden sind, welche Bars wir besser meiden sollen und wo es das günstigste Essen gibt. Nach ein paar Stunden in der Jazzbar und dem Riverside (neben dem Goodview) fallen wir ziemlich verstrahlt ins Bett. Einige Tage später fahren wir zusammen mit ein paar anderen Gästen und Boyds Crew an einen nahegelegenen See. Einfach so. Zum chillen, Bier trinken, baden. Man ist hier nicht Gast, sondern Teil der Familie. Liebe Grüße an dieser Stelle an Kim aus Texas, Tobi aus Deutschland und Jonny aus Südafrika. Natürlich schauen wir uns auch die Tempel an, die königliche Residenz und den ganzen anderen Fetz, der in den Reiseführern steht. Den werden wir aber schon bald vergessen. Boyd nicht.

Unser Visum erlaubt uns nur noch wenige Tage Aufenthalt in Thailand. Mit dem NokAir-Flieger geht es für 1200 Baht zurück nach Bangkok. Von reisen wir am 07. Oktober in den Osten, um in Kambodscha die größte Tempelanlage der Welt zu besichtigen.

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